Die 3. Fachtagung des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) unter dem Motto „Wir fürs Tier“ stand ganz im Zeichen der Bundestagswahl. Rund hundert Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus Verwaltung, Verbänden, Tierschutz und der Heimtierbranche informierten sich, wie der Tier- und Artenschutz in Deutschland weiterentwickelt werden soll und wie das Zusammenleben mit Heimtieren gestärkt und gefördert werden kann.
Zu Beginn der Tagung berichtete der Veterinärmediziner und NDR-Fernsehtierarzt Dr. Fabian von Manteuffel, warum Heimtiere eine große Rolle in unserer Gesellschaft spielen. Er schilderte seine Erfahrungen aus dem Alltag in seiner Tierarztpraxis in Hamburg. Dort erlebe er täglich, dass Heimtiere treue Gefährten und eine große Stütze für Alleinstehende und ältere Menschen seien. Familien erleben ihre Heimtiere als große Bereicherung. Das Bedürfnis, für ein Tier zu sorgen, ist im Menschen angelegt. Insgesamt könne von Manteuffel bestätigen, dass Heimtiere viele positive Auswirkungen auf Gesundheit, Stress- und Glücksempfinden sowie die Konzentrationsfähigkeit bspw. von Schülern haben.
Im Anschluss stellte Norbert Holthenrich, Präsident des ZZF, die Forderungen der Verbände an die Politik vor. Dabei führte er aus, dass Tiere eher tierschutzgerecht gehalten werden, wenn Tierfreunde und Tierfreundinnen ein Heimtier auswählen können, das zu ihren Lebensbedingungen passe. Der ZZF mit seinen Mitgliedsunternehmen trägt bei der Auswahl und Versorgung von Tieren eine große Verantwortung. Eine gute Beratung, die praktische Übung des Handlings von Tieren und die Übergabe eines gesunden Tieres sind essentiell bei der Vermittlung von Heimtieren. Deshalb setzt die Branche auf ein Qualitätsmanagement im Zoofachhandel und lehnt den Versandhandel mit Tieren grundsätzlich ab. Aus diesem Grund fordert der ZZF gemeinsam mit der Bundestierärztekammer, dem Deutschen Tierschutzbund, Pro Wildlife und der Tierschutzorganisation TASSO die Politik auf, den Versand- bzw. Onlinehandel mit Tieren zu regeln. Heimtiere sollten persönlich im Tierheim, bei Tierschutzorganisationen, im Zoofachmarkt oder bei einem Züchter an den Halter bzw. die Halterin übergeben werden.
Die zweite Forderung des ZZF, die u.a. auch vom Bundesverband für fachgerechten Natur-, Tier- und Artenschutz (BNA), der Bundestierärztekammer, der Deutsche Tierschutzbund, Pro Wildlife und TASSO unterstützt wird, lautet: gewerbliche Tierbörsen oder Wochenmärkte stellen als Verkaufs- und Vermittlungsstellen für Tiere keine geeignete Plattform dar. Die Verbände positionieren sich klar gegen den Handel mit Tieren auf gewerblichen Börsen.
Als dritte Forderung hob Norbert Holthenrich hervor, die auch von der Tierschutzorganisation TASSO mitgetragen wird, dass Empfänger von Transferleistungen in der Lage bleiben müssen, ihre Tiere tiergerecht zu versorgen. Die Politik müsse hier Unterstützungsleistungen, etwa in Form von Gutscheinen, ermöglichen, so dass sich unverschuldet in finanzielle Not geratene Menschen nicht von ihren Tieren trennen müssen.
Zum Abschluss seiner Rede betonte er, dass die Heimtierbranche eine verlässliche Planungssicherheit in Deutschland brauche.
Die zuvor beschriebenen Forderungen der Heimtierbranche und die Erwartungen an die Politik wurden in der nachfolgenden Verbände-Gesprächsrunde weiter vertieft. Auf der Bühne diskutierten mit dem Moderator Volker Wieprecht, RadioEins, Sandra Altherr von Pro Wildlife, Dr. Cristeta Brause von TASSO e.V., Ines Krüger vom Berliner Tierschutzverein, Dr. Fabian von Manteuffel sowie Norbert Holthenrich vom ZZF. Dabei wurde deutlich, dass es unter den Verbänden viele gemeinsame Positionen und Schnittmengen gibt. Der ZZF sorgt in seinem Einflussbereich dafür, dass der Tierschutz über die gesetzlichen Vorschriften hinaus verwirklicht wird. Über die Ausgestaltung im Detail gibt es bei den Verbänden allerdings unterschiedliche Auffassungen. Inhaltlich wurden in der Runde insbesondere die Thematik um die Qualzucht, den Online-Handel, Transferleistungen und die finanzielle Ausstattung von Tierheimen angesprochen.
So wünscht sich Ines Krüger, eine bessere finanzielle, personelle und räumliche Ausstattung der Tierschutzheime, damit diese ihrer immer wachsenden Aufgaben und Herausforderungen gerecht werden können. Zudem sprach sie die Problematik der unterschiedlichen kommunalen Vergütung für die Aufnahme von Fundtieren an.
Dr. Cristeta Brause erklärte, dass die ganze Gesellschaft und die Politik gemeinsam Tierschutzprobleme anpacken müssten. Sie wünsche sich von der Politik, das Qualzucht-Verbot zu verfolgen und das Gutachten zur Auslegung des Paragraphen 11b im Tierschutzgesetz zu überarbeiten, so wie es bereits auf einer Ministerkonferenz beschlossen wurde.
Sandra Altherr zeigte die unterschiedlichen Ebenen beim Verbot des Online-Handels und der gewerblichen Tierbörsen auf. Sie wünsche sich eine Positivliste nach holländischem und belgischem Beispiel. Darüber hinaus brauche es eine einheitliche Regelung für „Gefahr-Tiere“. Norbert Holthenrich unterstrich, dass es gerade im Bereich der Qualzucht eine bessere Aufklärung des Zoofachhandels und seriöser Züchter gegenüber den Tierhaltern und Tierhalterinnen, aber auch gegenüber der Politik geben muss.
Den Höhepunkt der Tagung bildete die Gesprächsrunde mit der Politik. Ute Vogt, SPD, Birgit Menz, Die Linke, Nicole Maisch, Bündnis 90/ Die Grünen sowie Thomas Heilmann von der CDU waren der Einladung des ZZF gefolgt.
Thomas Heilmann als ehemaliger Berliner Justizsenator u.a. zuständig für den Tierschutz, sprach sich ebenfalls für ein Verbot des Internethandels und Tierbörsen aus. Gegen Anbahnungsgeschäfte und die Kommunikation übers Internet sei er per se nicht. Das Internet als Marktplatz dürfe nicht ausgeschaltet werden, aber der Kauf-Akt an sich müsse zwingend persönlich erfolgen. Ggfs. müsse die Politik bei der Begrifflichkeit „Tierbörse“ nachbessern, so Heilmann. Der grundsätzlichen Forderung eines Verbots des Internethandels und ein Verbot von gewerblichen Tierbörsen schlossen sich auch die drei Politikerinnen von der SPD, der LINKEN und den Grünen an. Ute Vogt wünsche sich in der nächsten Legislaturperiode eine Ressortverlagerung des Tierschutzes aus dem Landwirtschaftsministerium heraus. Sie könne sich auch einen verpflichtenden Fachkundenachweis in unterschiedlicher Abstufung vorstellen bspw. in Form eines Verkaufsgesprächs, in Form eines Tagesseminares oder einer Prüfung vor der Möglichkeit, ein Heimtier zu halten. Sie zeigte sich überzeugt davon, dass sich mit dieser Lösung auch der Internethandel eingrenzen ließe sowie Spontankäufe eingedämmt und unterbunden werden könnten.
Birgit Menz ergänzte, dass es in der nächsten Legislaturperiode einen unabhängigen Tierschutzbeauftragten brauche. Tiere dürften nicht als Ware gehandhabt werden. Sie schloss sich der Forderung nach einer Besserstellung von Tierheimen an.
Nicole Maisch sprach sich für eine Positivliste aus, wobei Modifikationen und Ausnahmeregelungen für besonders sachkundige Tierhalterinnen und Tierhaltern nach dem Beispiel von den Niederlanden und Belgien möglich sein müssten. Darüber hinaus forderte sie, dass der caritative Tierschutz von staatlichen Aufgaben entlastet werden müsse wie bspw. von der Aufbewahrung von Fundtieren bzw. die Finanzierung anders geregelt werden müsse.
Insgesamt verzeichneten Rot-Rot-Grün große Einigkeit und Übereinstimmung beim Thema Tierschutz. So besteht Konsens bei der Forderung nach einer Unterbindung von gewerblichen Tierbörsen und dem Internethandel. Weiterhin gibt es Sympathie für die Unterstützung von ALG-II-Empfängern, wobei juristische Detailfragen zu klären blieben. Einzig beim Thema Importhandel bedarf es weiterer Diskussionen.
Die Themen verpflichtende Registrierung und Kennzeichnung, ein Heimtierschutzgesetz, die Definition von einer Positivliste sowie das Einfuhrverbot von Wildfängen und Exoten standen bei der anschließenden Fragerunde im Mittelpunkt und wurden mit dem Publikum rege diskutiert.
Am Ende der Fachtagung dankte Norbert Holthenrich allen Gästen und Teilnehmerinnen und Teilnehmern für Ihr Kommen und wünschte den Politikerinnen allen Erfolg beim bevorstehenden Wahlkampf. Der ZZF steht als Partner der Politik und für einen konstruktiven Dialog in Sachen Tierschutz bereit. Er appellierte zu guter Letzt, dass bei allen neuen Gesetzen zum Tierschutz immer auch die Machbarkeit und Umsetzung des Vollzugs mitbedacht werden müsse.