Körnerfutter ist gewissermaßen das „tägliche Brot“ vieler Ziervogelarten. Doch die Saatenmischung muss keineswegs immer trocken gereicht werden. Ganz leicht lässt sich Keimfutter herstellen, das von den meisten Vögeln gern genommen wird.
Gängige im Handel angebotene Körnerfuttermischungen bestehen aus verschiedenen Einzelsaaten, darunter unter anderem verschiedene Hirsesorten (gelbe, rote und weiße) sowie Glanz, auch Kanariensaat genannt. Diese Körnchen sind die Samen der jeweiligen Pflanzen. Sind sie frisch genug, keimen sie, wenn sie mit Wasser in Berührung kommen. Das heißt, aus ihnen entwickelt sich zunächst je ein kleiner, weißlicher Wurzelansatz und kurz darauf ein grüner Sprössling, der – würde man die gekeimten Körner einpflanzen und wachsen lassen – den oberirdisch sichtbaren Teil der Pflanze bilden würde.
Durch das Keimen laufen im Samen verschiedene Prozesse ab und es wird beispielsweise Stärke abgebaut, um die Wurzel und den grünen Pflanzenteil bilden zu können. Die gekeimten Körnchen sind viel weicher als trockene Samen und gelten als leicht bekömmlich. Zudem steigt ihr Eiweißgehalt, was sie zu einer echten „Kraftnahrung“ macht, die außerdem Vitamine und Mineralstoffe enthält.
Aus den meisten handelsüblichen Körnerfuttermischungen lässt sich Keimfutter herstellen, wobei allerdings einige Details zu beachten sind. Nur ausreichend frische Körner sind noch keimfähig. Überlagerte Körner vermögen nicht mehr zu keimen, sie sollten nicht verfüttert werden. Ist in einer Futtermischung geschälter Hafer enthalten, kann dieser Probleme bereiten. Je nach Qualität und Alter keimt er nicht, sondern wird matschig und neigt nicht selten dazu, recht schnell zu schimmeln. Am besten versucht man es deshalb mit einer Futtermischung, die keinen geschälten Hafer enthält.
Beim Zubereiten von Keimfutter ist grundsätzlich auf die größtmögliche Hygiene zu achten. Wird unsauber gearbeitet, besteht die Gefahr, dass die Körnchen rasch Schimmel ansetzen. Zeigt sich in einer Portion Keimfutter ein wenig Schimmel, ist dies nur der mit dem bloßen Auge sichtbare Bereich des Befalls, es gibt weitere für das Auge unsichtbare Pilzfäden. Deshalb sollte die gesamte Futterportion weggeworfen werden.
Und so wird es zubereitet
Es sollte nur so viel Keimfutter zubereitet werden, wie die Tiere an zwei Tagen verzehren können. Dann sollte eine frische Portion zur Verfügung stehen. Für kleine Vögel wie zum Beispiel Wellensittiche ist pro Tag und Vogel ein gestrichener Teelöffel Futter anzusetzen, sofern das Keimfutter ergänzend zum trockenen Körnerfutter gereicht werden sollte. Die Körnchen, die gekeimt werden sollen, werden in einem Sieb kurz mit heißem Wasser abgewaschen und dann für zwei bis vier Stunden in kaltem Wasser eingeweicht. Achten Sie darauf, dass die Körner nicht länger im Wasser sind, das würde dem Futter nicht gut bekommen.
Gießen Sie das Einweichwasser ab und geben Sie die Körnchen in ein Sieb, das Sie in eine Schüssel hängen. Von unten muss Luft an die Körnchen gelangen. Bedecken Sie das Sieb oben mit einem Teller oder Ähnlichem, damit kein Staub auf die Körner fallen kann. Nun lassen Sie die Körnchen so stehen, damit sie keimen können. Es dauert meist ein bis zwei Tage, bis sich Keime bilden. Waschen Sie die Körner in dieser Zeit alle zwölf Stunden unter fließendem kaltem Wasser und hängen Sie das Sieb wieder in die Schüssel.
Ist das Keimfutter fertig, waschen Sie es noch einmal gründlich und lassen Sie das Wasser gut abtropfen. Die Hälfte der Portion können Sie sofort servieren, die andere Hälfte sollten Sie in einem luftdichten Gefäß bis zum nächsten Tag im Kühlschrank aufbewahren. Bevor Sie diese zweite Portion verfüttern, lassen Sie sie sich erst auf Zimmertemperatur erwärmen und waschen Sie sie am besten noch einmal unter fließendem kaltem Wasser.
Was Sie sonst noch beachten sollten
An warmen Sommertagen kann Keimfutter schnell verderben. Es sollte den Tieren nicht länger als zwei Stunden zur Verfügung stehen. Leidet Ihr Vogel an einer Organerkrankung – zum Beispiel der Nieren -, könnte der Eiweißgehalt des Keimfutters für ihn problematisch sein. Besprechen Sie deshalb mit Ihrem Tierarzt, ob Sie Keimfutter reichen sollten oder lieber nicht. Und beachten Sie außerdem, dass der hohe Eiweißgehalt dieses Futters bei vielen Vögeln den Bruttrieb anregt. Zum dauerhaften Verfüttern ist es deshalb nicht in jedem Fall geeignet, sondern eher als gelegentlich zu reichender Leckerbissen.