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Die Kornnatter

Eine der sehr häufig im Terrarium gehaltenen Schlangenarten ist die sehr agile und kletterfreudige Kornnatter, Pantherophis guttatus. Durch ihr großes Verbreitungsgebiet über mehrere Bundesstaaten der USA, von New York entlang der Ostküste bis zu den Florida Keys, bewohnt sie zahlreiche unterschiedliche Lebensräume und Klimate. Da die Haltungsbedingungen im Terrarium vergleichsweise leicht zu realisieren sind, wird die Kornnatter schon sehr lange in der Terraristik gepflegt. Ihre Haltung will dennoch gut überlegt sein, denn die Tiere können rund 20 Jahre alt werden.

Die Kornnatter, erstmals 1766 durch Carl von Linné unter dem Taxon Coluber guttatus beschrieben, wurde später unter dem Taxon Elaphe guttata in die umfassende Gattung der Kletternattern Elaphe gestellt, die sowohl Alt- als auch Neuwelt-Colubriden umfasste. Moderne wissenschaftliche Methoden und genetische Untersuchungen haben aber deutliche Abweichungen innerhalb der Gattung gezeigt, sodass die Kornnatter seit wenigen Jahren gemeinsam mit ihr nahe verwandten Spezies der wiedereingeführten Gattung Pantherophis zugeordnet ist.

Kornnattern bewohnen ganz unterschiedliche Habitate; sie sind unter Laub, in Baumhöhlen, hinter der Baumrinde oder in Felsspalten anzutreffen. Ihre Lebensräume können in der Natur Laub- und Nadelwälder, aber auch Busch- und Graslandgebiete sein. Nicht selten trifft man sie in der Nähe von menschlichen Ansiedlungen, wo sie als Kulturfolger die Nagetierpopulationen in den ländlichen Gebieten bekämpfen. Von ihrem Leben in der Nähe der Farmen ist auch ihr Name Kornnatter abgeleitet (eine andere Erklärung liefert Bauchzeichnung, die dem bunten Indianermais ähnelt).

Als dämmerungs- und nachtaktive Lauerjäger bewegen sich die Schlangen geschickt in Ästen und Gebüschen, wo sie auch Jagd nach Vögeln, kleinen Säugetieren oder Reptilien machen. Normalerweise sind Kornnattern nicht sehr beißfreudig. Sind sie allerdings tagsüber im Schlafmodus, sollten sie möglichst nicht gestört werden. Sollte dies trotzdem nötig sein, wird diese meist bis zu 130 cm, maximal bis 180 cm lange Schlange immer an mindesten zwei Körperstellen aufgenommen und gehalten. Hier empfiehlt es sich, in der Nähe des Kopfes mit einem Schlangenhaken an die Tiere heran zu gehen und in der Körpermitte die Hand zur Hilfe zu nehmen. Tiere, die den ruhigen und kompetenten Umgang mit dem Pfleger gewohnt sind, lassen sich unproblematisch zur Fütterung oder zum Reinigen des Terrariums umsetzen.

Terrarium und Einrichtung

Aufgrund ihrer großen Verbreitung und der unterschiedlichen Lebensräume kann der Halter bei der Gestaltung des Terrariums viel Fantasie einsetzen. Die Tiere können einzeln gehalten werden, sie bedürfen keiner innerartlichen Sozialkontakte und nehmen auch in der Natur nur zur Paarungszeit Kontakt zu Artgenossen auf. Die Haltung von mehreren Tieren gleicher Größe ist meist unproblematisch, allerdings sollte man für jedes weitere Tier rund 20 Prozent mehr Volumen einrechnen. Tiere unterschiedlicher Größe könnten als Beute angesehen werden und sollten nicht miteinander vergesellschaftet werden.

Als Bodengrund eignet sich lockeres, saugfähiges Substrat. Von Lieferanten werden verschiedene weiche Dschungelsubstrate angeboten. Neben Steinen, Wurzeln und Kletterästen sollten den Schlangen auch Schlaf- und Rückzugshöhlen auf verschiedenen Höhen angeboten werden. Die Bepflanzung muss eher robust sein, denn die als Erwachsene rund 800 g schweren Tiere nutzen diese natürlich als Klettermöglichkeit.

Mit Tagestemperaturen zwischen 22 und 28°C müssen die Nordamerikaner nicht ganz so warm gehalten werden. Trotzdem sollten sie unter Wärmelampen die Möglichkeit haben, nach Bedarf Plätze mit einer Temperatur von bis zu 35°C aufzusuchen. UV-Licht ist nicht zwingend erforderlich, trägt aber zum Wohlbefinden der Tiere bei. Wärme- und UV-Lampen müssen unzugänglich für die Tiere angebracht werden, da sich diese sonst schwere Brandverletzungen zuziehen können. Die UV- bzw. Wärmelampen können, um die Temperatur im Terrarium nicht zu sehr ansteigen zu lassen, auch stundenweise zugeschaltet werden. Nachts können die Temperaturen auf 18 bis 20°C fallen.

Die Grundbeleuchtung wird über T5- oder LED Leuchten erreicht, die Beleuchtungsdauer beträgt je nach Jahreszeit 10 bis 14 Stunden. Die Luftfeuchtigkeit sollte zwischen 50 und 70 Prozent liegen, diese erreicht man durch regelmäßiges Sprühen mit lauwarmen Wasser und feuchtem Bodengrund. Feuchte Areale im Terrarium werden von den Schlangen während der Häutung gerne aufgesucht, es erleichtert ihnen das Abstreifen der Haut. Auch benutzen Kornnattern angebotene Wasserschalen gerne als Badebecken, sie sollten also eine Größe haben, in der sich mindestens ein Tier bequem einrollen kann.

Beim Terrarium ist auf absolute Dichtigkeit zu achten. Da Kornnattern sehr geschickte Kletterer sind, finden sie jeden noch so kleinen Spalt und könnten ihn zum Entweichen nutzen. Terrarienscheiben müssen unbedingt mit einem Schloss gesichert sein, denn für die Tiere ist es Leichtes, kleinste Spalten zwischen den Scheiben aufzudrücken. Gekippte Fenster sind dann dass Tor nach draußen. Skandale über entlaufene Schlangen benötigt die Terraristik derzeit wirklich nicht.

Pflegeaufwand

Täglich sollte ein Wasserwechsel erfolgen, da die Schlangen ihren Trinknapf gerne als Badebecken benutzen. Auch ein tägliches, leichtes Besprühen der Pflanzen erhöht die Luftfeuchtigkeit im Terrarium in der Nacht.

Die Fütterung ist nicht sehr aufwändig, es reicht bei adulten Tieren einmal pro Woche ein bis zwei Mäuse anzubieten. Jungtiere können zweimal wöchentlich gefüttert werden. Ein bis zwei Tage nach der Fütterung ist es notwendig, den Kot möglichst schnell zu entfernen. Zum einen stinkt Schlangenkot sehr und zum anderen sollen eventuell vorhandene Parasiten nicht wieder in den Kreislauf gelangen. Das komplette Terrarium kann je nach Beatz und Gestaltung einmal vierteljährlich gründlich gereinigt und desinfiziert werden. Um Problemen vorzubeugen, sollten die Tiere einmal pro Jahr, am besten einige Wochen vor der Winterruhe, einem Reptilientierarzt vorgestellt werden. Er wird den Kot und den Allgemeinzustand der Tiere untersuchen und eventuell rechtzeitig vor der Ruhephase eine Parasitenbekämpfung durchführen.

Hygiene

Bevor und nachdem mit den Tieren umgegangen wird, sollte sich der Halter seine Hände gründlich mit Wasser und Seife waschen. Ja, Reptilen sind Träger von Salmonellen! Eine einfache Handhygiene und die Trennung von menschlichen und tierischen Behältern sowie eine Trennung von Futter- und Lebensmitteln lassen eine Übertragung in der entsprechenden Keimhöhe leicht verhindern.

Ernährung

Die Kornnattern haben in der Natur ein breites Nahrungsspektrum. In der Terraristik werden sie hauptsächlich mit Mäusen, Ratten oder Küken gefüttert. Diese werden im gefrorenen Zustand angeboten. Futtertiere müssen möglichst schonend aufgetaut und auf eine Temperatur von ca. 37°C gebracht werden. Achtung, um gesundheitliche Schäden bei den Schlangen zu vermeiden, müssen die Futtertiere immer komplett aufgetaut werden und dürfen nach dem Auftauen nicht mehr lange stehengelassen werden. Vor der Häutung und in der Ruhephase lehnen Schlangen die Nahrungsaufnahme oft längere Zeit ab. Kornnattern sollten einzeln gefüttert werden, um Beißereien zu vermeiden. Für die Zeit der Fütterung und des Fressens können die Tiere einzeln in Boxen gesetzt werden. Die Tiere möglichst am Abend füttern, da dies ihre natürliche Aktivitätszeit ist. Frisches Trinkwasser muss jederzeit zur Verfügung stehen.

Handel und Farbmorphen

Kornnattern sind die am häufigsten gehaltenen und gezüchteten Schlangen in der Terraristik. Aufgrund ihrer natürlichen Variabilität in Farbe und Zeichnung gibt es heute eine schwer überschaubare Anzahl unterschiedlichster Farbmorphen und -varianten. Es gibt derzeit hunderte dominante oder rezessive Farbformen, auch Arthybriden, die in der Terraristik gezüchtet werden. Die Namen der Züchtungen sind reine Phantasienamen und können vom jeweiligen Züchter vergeben werden. Hierzu gibt es im Internet ganze Farblexika nur für Kornnattern.

Winterruhe

In Nordamerika machen Kornnattern eine mehrmonatige Winterruhe. Diese kann der Halter durch das Abschalten von Beleuchtung und Heizung über zwei bis drei Monate simulieren. Begonnen werden kann die Ruhephase über 14 Tage durch die stufenweise Reduzierung der Beleuchtungsdauer und entsprechende Abkühlung im Terrarium bzw. dessen Umgebung. Bei einer Temperatur von um die 10°C sind die Tiere sehr inaktiv. Aus diesem Grund sollten auch nur gesunde Tiere in die Winterruhe gehen. Die Tiere werden während dieser zwei- bis dreimonatigen Ruhephase nicht gefüttert. Wasser muss den Tieren aber immer zur Verfügung stehen.

Hinweise zu behördlichen Regelungen: Kornnattern unterliegen keinen artenschutzrechtlichen Regelungen. Fast alle heute gehaltenen Tiere stammen aus Nachzuchten.

von Kathrin Glaw

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18. November 2019

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