Diese Gottesanbeterin hat sich ihren Trivialnamen „Totes Blatt“ wirklich verdient. Jeder, der die Tiere zum ersten Mal zu Gesicht bekommt, denkt unwillkürlich an ein totes Blatt. Unter den Fans der Wirbellosenhaltung haben sich diese skurril aussehenden Fangschrecken einen dauerhaften Platz erworben.
Deroplatys, so ihr wissenschaftlicher Gattungsname, ist eine Mantidengattung der alten Welt. Sie kommen in einem großen Teil Südost-Asiens vor und beinhalten aktuell 11 Arten. Derzeit wird an der Gattung wissenschaftlich gearbeitet. Es darf davon ausgegangen werden, dass diesmal nicht neue Arten addiert, sondern wahrscheinlich die eine oder andere Art eingezogen werden wird. Für die Haltung haben sich vier Arten etabliert.
Anhand der Form ihres spektakulär geformten Pronotums kann man Männchen und Weibchen der jeweiligen Arten gut auseinanderhalten. Aufgrund ihrer großen Verbreitung gibt es lokale Unterschiede in Farbe und Körperform der Tiere innerhalb einer Art. Man sollte diese Tiere strikt nach Fundorten trennen. Oft erlebt man, dass sich Tiere ein und derselben Art nicht paaren oder sich ein Zuchtstamm nicht etablieren will, wenn deren Herkunft deutlich abweicht.
Wir haben es mit großen, massigen Vertretern der Gottesanbeterinnen zu tun, die im weiblichen Geschlecht oft 9 bis 10 cm groß werden. Die Männchen sind in der Regel deutlich kleiner und schlanker. Mit jeder weiteren Häutung in ihrer Entwicklung ähneln sie mehr und mehr einem toten Blatt (Phytomimese). Im Adult-Stadium ist ihre Tarnung perfekt und selbst Tiere, die genau vor einem sitzen, sind schwer auszumachen. Die Farben dieser Insekten sind meist grau bis braun in unterschiedlichen Abstufungen. Als Warntracht hingegen besitzen viele Arten auffällige Farben wie Rot, Blau oder Gelb auf den Vorderflügeln und den Fangbeininnenseiten. Auch die Unterseite des Pronotums kann Farbe aufweisen (bei D. truncata z.B. leicht bläulich).
Die Biotope und ihre Klima-Daten
Die Gattung Deroplatys ist auf die tropischen Gebiete in Südostasien beschränkt. Es sind also Arten, die in den feuchtheißen Wäldern von Sundaland vorkommen. Diese Region ist dadurch geprägt, dass es nur zwei Jahreszeiten gibt: Regen- und Trockenzeit. Wobei die regenreichen Zeiten überwiegen.
Sehr viele Arten von Gottesanbeterinnen kommen bei einer hohen Luftfeuchte zwischen 80 und 90 Prozent vor; die Arten der Gattung Deroplatys benötigen solche Werte im Besonderen. Alle bisher aufgespürten Fundorte lagen nicht sehr hoch im Gebirge. Die Nachttemperatur sinkt an den Fundorten nicht unter 20°C, am Tag sind max. 28°C zu messen. Ein Temperaturoptimum sollte bei 24 bis 26°C liegen. Somit ergibt sich die Haltung im temperierten Zimmerterrarium mit guter Belüftung und (idealerweise) automatischer Benebelungsanlage.
Die Haltung im Terrarium am Beispiel von D. trigonodera
Als typischer Ansitzjäger verbringen die Raubinsekten den Tag in der Regel ruhig sitzend auf Beute lauernd. Bei Deroplatys fällt auf, dass diese sich im Verhältnis zu anderen Mantiden selten bis fast nie bewegen. Man kann die Tiere oft über Tage am gleichen Platz beobachten, selbst wenn es wenig zu fressen gibt. Das ist bei der Haltung von Vorteil, denn man kann recht viele Individuen auf relativ kleinem Raum unterbringen. Deroplatys sind im Gegensatz zu vielen anderen Mantiden recht umgänglich untereinander. Die Gruppenaufzucht ist meist ohne große Probleme möglich. Zu berücksichtigen ist, dass diese Insekten beachtliche Größen erreichen und die Höhe des Terrariums daran auszurichten ist. Ein Anhaltspunkt: 40 cm Höhe für Imagos, 60 cm Höhe für größere Zuchtgruppen.
Ab dem vierten Entwicklungsstadium lassen sich die Geschlechter anhand der Ausformung der Subgenitalplatte auf der Unterseite des Abdomens erkennen, später auch anhand der Form ihres Halsschildes. Dieses wird mit jeder weiteren Häutung breiter und ist bei Männchen am Ende schlanker ausgeformt. Sobald die Geschlechter unterschieden werden können, sollten sie getrennt untergebracht werden. Das hat folgenden Grund: Männchen benötigen ein bis zwei Häutungen weniger zur Geschlechtsreife. Außerdem kann ein kleines Männchen unter Umständen doch mal als Mahlzeit einer größeren Artgenossin enden.
Was Futter angeht, sind die Tiere nicht wählerisch. So ziemlich alle Futterinsekten werden akzeptiert. Ab dem ersten Entwicklungsstadium können schon große Fruchtfliegen angeboten werden. Im weiteren Verlauf ihres Wachstums ergänzen Ofenfischchen, Grillen, Fliegen, Heuschrecken, Wiesenplankton usw. den Speiseplan.
Um die nötige Luftfeuchte von wenigstens 70 Prozent tagsüber zu erreichen, wird jeden Tag gut gesprüht und der Boden entsprechend feucht gehalten. Abends steigt die Luftfeuchte auf Werte von 90 bis 98 Prozent. Eine großzügige Belüftung macht das zwar nicht unbedingt einfach, ist aber zwingend notwendig. Fingerspitzengefühl und etwas Erfahrung sind sehr von Vorteil.
Bleibt zu hoffen, dass es noch mehr Enthusiasten und Naturbegeisterten gelingt, diese interessanten Lauerjäger für die Terraristik zu erhalten.