Welcher Hunde- und Felltyp passt zu mir?

Hunde wurden ursprünglich für verschiedene Aufgaben gezüchtet. Mittlerweile erfüllt der Haushund von heute immer mehr die Funktion als Sozialpartner, wodurch er – aus tierischer Sicht – keine richtige Aufgabe mehr hat. Viele Rassen sind auch heute noch hoch spezialisiert auf Aufgaben, für die sie ursprünglich gezüchtet wurden. Allerdings wird dies unter einer hübschen oder niedlichen Fassade im Kindchenschema oft übersehen.

Jede Rasse bringt die mehr oder weniger stark ausgeprägte Veranlagung als Jagd-, Wach-, Treib-, Hüte- oder Schutzhund mit und dazu das entsprechende Verhaltensspektrum zu seiner Spezialisierung. Mischlinge bringen gerne nicht nur optisch ein Überraschungspaket mit. Die Veranlagungen können explosive Mischungen sein oder ein Lottogewinn. Wer nun denkt, dass ein Gesellschafts- und Begleithund die einfachste Lösung wäre, sollte bedenken, dass sich auch in der FCI-Gruppe Gesellschafts- und Begleithunde einige Rassen finden, die vor über 100 Jahren schon dafür gezüchtet wurden, Kutschen zu bewachen und Ställe von Ratten frei zu halten. Hunde dieser Gruppe sind zwar meist kleiner, dennoch kann der züchterische Ursprung für die Charakterisierung relevant sein. Jeder angehende Hundehalter sollte sich daher ehrlich die Frage stellen, ob er dem genetischen Erbe des erwählten Hundes tatsächlich gewachsen ist.

Die Entscheidung für die Anschaffung eines Hundes wird leider viel zu oft rein emotional und nach optischen Kriterien getroffen. Es sollte sich aber jeder darüber im Klaren sein, dass der Mensch mit dem Kauf die Verantwortung für ein Lebewesen übernimmt, für dessen Wohlergehen er durchschnittlich 12 Jahre zuständig ist. Der Hundehalter ist für folgende, wichtige Grundbedürfnisse eines Hundes verantwortlich und zuständig:

1. Erfüllung der körperlichen Grundbedürfnisse in Bezug auf Ernährung, Gesundheit und Pflege

Im Krankheitsfall eines Hundes können erhebliche finanzielle Belastungen auf den Hundebesitzer zukommen. Neben den Tierarztkosten sollten beim Kauf eines Hundes auch die Kosten für Steuer, Futter, Zubehör, Betreuung (während des Urlaubs oder bei Erkrankung des Besitzers) sowie für die Fellpflege mit einkalkuliert werden. Der Aufwand für die Fellpflege ist von Rasse zu Rasse unterschiedlich hoch, bedarf teilweise professioneller Unterstützung und sollte nicht unterschätzt werden. Der zeitliche Aufwand für die Fellpflege zu Hause hängt vom Felltyp ab. Selbst wenn Sie mit einem durchschnittlich pflegeintensiven Hund, wie beispielsweise einem Havaneser, Shih Tzu oder Kleinpudel, regelmäßig einen Hundefriseur besuchen, sollten Sie jeden zweiten Tag – je nach eigenem Geschick – etwa 30 Minuten für die Fellpflege einplanen. Zu Zeiten des Fellwechsels oder wenn das Fell rassespezifisch lang bleiben soll, kommt deutlich mehr Zeit hinzu. Auch wenn Sie vermeiden möchten, dass Ihr Hund haart, ist der Aufwand der Fellpflege in der Regel höher. Hunderassen, die als nicht haarend gelten sind pflegeintensiver, da das Fell nicht eigenständig ausfällt. Es muss entsprechend heraus gebürstet werden, um nicht zu verfilzen. Hunderassen mit kurzem Fell sind teileweise pflegeleichter, haaren hingegen mehr.

Sehr pflegeintensive Rassen sind mittelgroße bis große langhaarige Rassen mit Unterwolle, wie Tibet Terrier, Bearded Collie oder Bobtail. Genauso pflegeintensiv sind halblanghaarige Rassen mit viel Unterwolle, wie Samojede, Spitz oder Neufundländer.

Durchschnittlich pflegeintensiv sind kleinere langhaarige Rassen mit oder ohne Unterwolle, wie Kleinpudel, Malteser, Yorkshire Terrier, Havaneser, Shih Tzu oder Bolonka Zwetna.

Halblanghhaarige Rassen mit Unterwolle, wie der Golden Retriever oder Australian Shepherd sind etwas weniger pflegeintensiv, sollten dennoch ein Mal pro Woche gebürstet werden. Auch rauhaarige Rassen, wie Airedale Terrier, Schnauzer und Fox Terrier, benötigen zwischen dem fachgerechten Trimmen Pflege zu Hause.
Am wenigsten Zeit für die Fellpflege benötigen Sie für kurzhaarige Rassen ohne Unterwolle, wie Jack Russel Terrier, Boxer oder Dalmatiner. Wohingegen kurzhaarige Rassen mit Unterwolle, wie Mops oder Labrador, eine beachtliche Menge an Unterwolle ausbilden und daher besonders zur Fellwechselzeit engmaschig gepflegt werden sollten.

2. Gewährleistung der geistigen und körperlichen Grundbedürfnisse in Bezug auf die rasse- bzw. veranlagungsspezifische Auslastung und die Erziehung zu einem sozialverträglichen, kontrollierbaren Individuum

Diese Bedürfnisse sind oftmals nicht nur zeit- und arbeitsintensiv, sondern können auch teuer werden, wenn zur Unterstützung ein Hundetrainer benötigt wird. Viele Hunde sind tatsächlich nur körperlich ausgelastet, wenn sie täglich mindestens 1-2 Stunden am Stück spazieren gehen und zusätzlich zur geistigen Auslastung 2-3 Mal wöchentlich am Hundesport (wie Mantrailing, Agility oder eines der zahlreichen Angebote zur Beschäftigung) in Hundeschulen oder auf Hundeplätzen teilnehmen. 3-4 Mal täglich 15 Minuten um den Block gehen, reicht selbst einem kleinen Hund nicht aus, um körperlich und geistig ausgelastet zu sein.

Wird ein Hund leichtfertig oder spontan ohne ausreichende Hintergrundinformationen angeschafft, obwohl er gar nicht in die Familie, die Lebenssituation oder zum Charakter des neuen Besitzers passt, geschieht dies meist zu Lasten des Hundes. Vielleicht wird er genauso leichtfertig wieder abgeschafft und kommt ins Tierheim, weil der Besitzer sich die Erziehung einfacher vorgestellt hat. Oftmals sucht sich ein Hund seine eigene Aufgabe. So verbellt er zum Beispiel die Nachbarn am Gartenzaun und entwickelt ein Fehlverhalten, das nicht gerade für ein gutes nachbarschaftliches Klima sorgt und vom Besitzer als Charaktereigenschaft abgetan wird. Währenddessen verkümmert der Hund geistig und tut das, was seine Biologie ihm vorgibt, weil der Besitzer seinen Job im Sozialgefüge nicht erfüllt. Manchmal wächst der Besitzer über sich hinaus und an der Herausforderung, was erfahrungsgemäß leider nicht so oft vorkommt.

Also tun Sie sich und Ihrem zukünftigen vierbeinigen Familienmitglied den Gefallen und informieren Sie sich bei verschiedenen Quellen. Mit einer realistischen Erwartungshaltung, was der wunderbare Sozialpartner Hund auch von seiner Biologie her in der Lage ist zu leisten, können Sie sich auf die vielen schönen Seiten der Hundehaltung freuen.

Karin Witthohn
Natürlich Hund – Der Hundesalon
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