Die Tage werden länger, die Gartenteichsaison beginnt bald wieder. Spätestens Anfang Mai werden die Temperaturen so hoch sein, dass wechselwarme wirbellose Tiere, oft unbemerkt, am Teich unterwegs sind. Hier einige Tiere, bei denen man zum Teil schon genau hinsehen muss, deren Lebensweise aber nicht weniger interessant ist als die der Fische.
Relativ früh im Jahr findet man Insekten, Spinnentiere, Krebstiere und Weichtiere, die unter dem Eis oder, wie einige Insekten als Ei, Larve oder Puppe überwintert haben. Zu den am frühesten auftauchenden Teichbewohnern gehören die Larven der Stechmücken, wohl jedem von den nervigen Stichen vor allem in lauen Sommernächten im Garten bekannt. Im Gartenteich werden diese Mückenlarven aber von Räubern kleingehalten. Über der Wasseroberfläche gehören dazu kleine, für den Menschen harmlose Wanzen wie zum Beispiel der relativ selten in Gartenteichen anzutreffende große Bachläufer (Velia caprai).
Aber auch kleinere, zum Teil direkt auf der Wasseroberfläche jagende Spinnen, wie die Piratenspinne oder die größere gerandete Jagdspinne (Dolomedes fimbriatus), die man zum Teil auch in einiger Entfernung vom Wasser finden kann, gehören hierzu. Die in der Vegetation am Teichrand ruhend gut getarnte Streckerspinne jagt eher passiv. Auch in ihren Netzen verfangen sich Stechmücken.
Unter der Wasseroberfläche eines mit vielen Wasserpflanzen bewachsenen, naturnah angelegten Gartenteichs lauert mit einigem Glück die Wasserspinne (Argyroneta aquatica). Diese geschützte Spinne, die einwandern kann, wenn man in der Nähe eines naturbelassen Moores oder eines Waldteiches lebt, baut eine Taucherglocke aus Spinnfäden zwischen Wasserpflanzen unter Wasser. Von dort aus wartet sie – alarmiert durch „Stolperdrähte“ – auf allerlei Nahrung. Diese wird von ihr erbeutet und innerhalb der Taucherglocke verzehrt. Diese Spinne hat es geschafft, sich durch die Taucherglocke einen neuen Lebensraum zu erobern, da sie nur sehr selten an die für sie gefährlichere Wasseroberfläche auftauchen muss.
Auch einige Insektenarten haben es geschafft, zumindest zeitweise unter Wasser zu leben. Dazu gehören Wasserwanzen wie der Wasserskorpion (Nepa rubra), erkennbar an seinem langen Atemrohr und den Fangbeinen, mit denen er als Lauerjäger die Beute ergreifen, anstechen und aussaugen kann. Die Eier der ähnlich lebenden Stabwanze, ebenfalls eine räuberische Wanze mit Atemrohr, kann man in alten Schilfstücken abgelegt finden, die man im naturnahen Teich nach dem Absterben auf der Wasseroberfläche treiben lassen sollte. Das ist oft leichter, als die gut getarnten Tiere selbst zu entdecken.
In ähnlicher Weise wie die Wasserspinnen haben einige Wasserkäfer das Tauchen mit Luftvorrat für sich entdeckt. Sie tragen eine Luftblase am Hinterleib, die mit dem Raum unter den Deckflügeln und dem Tracheensystem, dem Atmungsorgan der Insekten, in Verbindung steht und damit die Tauchzeit und den Aktionsraum verlängert. Das Tauchen mit Luftvorrat wurde also schon länger erfunden. Wer sich ein bisschen Zeit nimmt, kann all dieses und mehr in einem naturbelassenen Gartenteich beobachten.
Autor: Dr. Stefan Karl Hetz