Viele Millionen Menschen in Deutschland teilen ihr Zuhause mit Hunden, Katzen, Kleinsäugern und anderen Heimtieren. In 44 Prozent der Haushalte lebt mindestens ein tierischer Mitbewohner. Halterinnen und Halter genießen die Freude, die Heimtiere ihnen Tag für Tag schenken, und auch ihre Nähe. Die enge Bindung zwischen Mensch und Tier kann Gesundheit und Wohlbefinden steigern – das haben bereits zahlreiche Studien bestätigt. Damit das Zusammenleben für alle Beteiligten gesund bleibt, ist aber eine gründliche Hygiene im Alltag besonders wichtig: Bestimmte Krankheitserreger können zwischen Tier und Mensch übertragen werden – und umgekehrt.
Zoonose – Was ist das?
Das Wort „Zoonose“ stammt aus dem Griechischen und setzt sich aus „zōon“ (ζῷον) für Tier und „nosos“ (νόσος) für Krankheit zusammen. Wörtlich bedeutet Zoonose also „Tierkrankheit“. Gemeint sind Infektionskrankheiten, die zwischen Tier und Mensch übertragbar sind – in beide Richtungen. Verursacht werden diese Infektionskrankheiten durch Bakterien, Parasiten, Pilze, Prionen (infektiöse Proteine) oder Viren. Laut Studien stammen rund zwei Drittel der Erreger, die beim Menschen eine Krankheit auslösen können, ursprünglich von Tieren.
Beispiele für Zoonosen:
- Salmonellose: Die Bakterien der Gattung Salmonella werden bei Heimtieren vor allem durch Kontakt mit Reptilien (Echsen, Schlangen etc.), auch über Vögel und kontaminierte Tiernahrung übertragen. Typische Symptome beim Menschen sind Durchfall, Übelkeit, Bauchkrämpfe und Fieber. Tiere können die Bakterien in sich tragen und ausscheiden, ohne selbst krank zu werden.
- Toxoplasmose: Die Übertragung des Parasiten Toxoplasma gondii wird über Katzenkot (etwa bei der Reinigung der Katzentoilette), seltener durch rohes Fleisch übertragen. Eine Infektion verläuft bei gesunden Menschen meist unbemerkt oder grippeähnlich, für Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder Schwangere (Schädigung des ungeborenen Kindes möglich) kann die Infektion gefährlich werden.
- Ringelflechte: Die durch Hautpilze wie Microsporum canis ausgelöste Dermatophytose (= Hautpilzinfektion) wird durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren, vor allem Katzen, auch Nagetiere und Hunde, übertragen und kann beim Menschen zu ringförmigen Hautveränderungen mit Juckreiz führen.
- Psittakose: Das Bakterium Chlamydia psittaci kommt vor allem bei Ziervögeln (Wellensittiche, Papageien) vor. Menschen können sich über Staub aus getrocknetem Kot oder Federstaub infizieren und grippeähnliche Beschwerden entwickeln, in schweren Fällen auch eine Lungenentzündung.
Bei einigen Erregern ist auch eine Übertragung vom Menschen auf das Tier möglich, etwa bei bestimmten Grippe- oder Herpesviren.
Hygiene schützt Mensch und Tier
Heimtiere stellen nicht grundsätzlich ein Risiko für die menschliche Gesundheit dar – vorausgesetzt, sie werden tiergerecht gehalten und gepflegt. Eine sorgfältige Hygiene schützt sowohl die menschlichen Familienmitglieder als auch die Tiere selbst. Mit einfachen Maßnahmen lässt sich das Infektionsrisiko im Alltag auf ein Minimum reduzieren.
Hygienetipps für den Alltag
1. Gründliches Händewaschen nach jedem Kontakt mit dem Heimtier, auch nach Kontakt mit Tierfutter oder -zubehör, besonders mit Einstreumaterial oder nach Reinigung der Katzentoilette. Tierhaltende sollten sich vor der Zubereitung von Lebensmitteln und vor dem Essen die Hände gründlich waschen.
2. Sauberkeit im Tierbereich:
- Futter- und Trinknäpfe täglich mit heißem Wasser reinigen
- Gehege, Terrarien und Volieren regelmäßig säubern – möglichst mit Handschuhen
- Schlafplätze und Spielzeug des Tieres regelmäßig waschen
- Böden, auf denen sich Tiere bewegen, feucht reinigen
3. Kein Teilen von Speisen oder Geschirr:
- Tiere nicht vom eigenen Teller füttern
- Keine gemeinsamen Trinkgefäße oder Löffel verwenden
4. Parasitenprophylaxe:
- Regelmäßige Entwurmung bei Hunden und Katzen
- Schutz vor Flöhen, Zecken und Milben
5. Tierärztliche Gesundheitsvorsorge:
- Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen
- Impfungen gemäß tierärztlicher Empfehlung
- Rasches Handeln bei Krankheitsanzeichen
Auch wenn die Liebe zum Tier sehr groß ist – auf innigen Gesichtskontakt mit dem Tier sollte aus hygienischen Gründen verzichtet werden. Denn durch Speichel, Schleimhäute oder ausgeatmete Tröpfchen können Krankheitserreger leicht übertragen werden.
Wer sollte besonders vorsichtig sein?
Für bestimmte Personengruppen sind vorbeugende Hygienemaßnahmen besonders wichtig, da im Fall einer Infektion ein erhöhtes Risiko besteht:
- Kleinkinder, die engen Kontakt zu Tieren suchen und Erreger leicht über Mund oder Hände aufnehmen können
- Schwangere, bei denen manche Erreger das ungeborene Kind gefährden können
- Ältere Menschen mit nachlassender Immunabwehr und erhöhter Infektionsanfälligkeit
- Menschen mit geschwächtem Immunsystem durch chronische Krankheiten oder medizinische Therapien
Hygienemaßnahmen bei Reptilien
Salmonellen sind die häufigste Ursache für bakterielle Magen-Darm-Erkrankungen beim Menschen, wobei die Infektionsquelle überwiegend auf kontaminierte Lebensmittel (Geflügelfleisch, Speisen mit rohen Eiern etc.) zurückzuführen ist.
Reptilien wie Schildkröten, Echsen, Schlangen oder Geckos sind häufig asymptomatische Träger von Salmonellen. Das bedeutet, die Tiere selbst zeigen meist keine Symptome, können die Bakterien aber über ihre Exkremente oder ihre Hautflora ausscheiden. Die Ansteckung mit Salmonellen erfolgt beim Menschen durch eine orale Aufnahme der Erreger, wobei sowohl direkter als auch indirekter Kontakt mit Reptilien zu Salmonellosen führen kann. Kleine Kinder sind besonders gefährdet, sie infizieren sich vor allem bei Schildkröten. Die sorgfältige Hygiene spielt daher im Umgang mit Reptilien eine wichtige Rolle. Mit diesen Maßnahmen lässt sich ein Infektionsrisiko nachhaltig minimieren:
Schutzmaßnahmen zur Prävention
- Nach jedem Kontakt mit einem Reptil, mit Zubehör oder Futter sofort gründlich die Hände mit Seife oder Alkohol und warmem Wasser waschen
- Reptilien dürfen nicht in den Küchenbereich oder in Speiseräume gelangen; sie sollten keinen Zugang zu Orten haben, an denen Lebensmittel zubereitet oder gelagert werden
- Essen und Trinken in der Nähe der Terrarien ist zu vermeiden
- Terrarien und Zubehör dürfen nicht in der Küchenspüle oder im Waschbecken des eigenen Badezimmers gereinigt werden – am besten im Außenbereich oder in einem separaten Waschplatz mit Handschuhen reinigen und anschließend desinfizieren
- Personen mit einem erhöhtem Infektionsrisiko, also Kinder unter fünf Jahren, ältere oder immunsupprimierte Personen, sollten den Kontakt mit Reptilien vermeiden
- Die Haltung von Reptilien in Haushalten mit Kleinkindern unter fünf Jahren, Schwangeren oder immungeschwächten Menschen ist nicht zu empfehlen
Heimtiere gelten nicht grundsätzlich als Risiko für Zoonosen – wenn Tierhaltende auf tiergerechte Haltung, Hygiene und regelmäßige Vorsorge achten.
Wie eng der Kontakt mit Heimtieren ist, hängt natürlich von der Tierart ab. Von Heimtieren in Terrarien oder Aquarien, die eher beobachtet werden, geht das geringste Risiko für Zoonosen aus. Auch ein enger Kontakt beispielsweise mit Hunden oder Katzen ist aber unproblematisch, wenn Tierhaltende die beschriebenen Maßnahmen zur Hygiene einhalten.
Weitere Informationen
- Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe: Die Bedeutung von Zoonosen in der Heimtierhaltung
- Tierhaltende können sich beim Tierarzt oder im Zoofachhandel beraten lassen