Die Tage werden kürzer und kälter. Wer jetzt Rascheln und Schmatzen und Fauchen aus dem dunklen Garten hört, der weiß: Die Igel sind beschäftigt! Im Herbst haben die kleinen Wildtiere besonders viel zu tun. Die Igelkinder, die meistens im August und September zur Welt kommen, wollen versorgt werden und wie die Jungen müssen sich ihre Eltern kräftig Gewicht für den Winterschlaf anfuttern. Ein igelfreundlicher Garten hilft den stacheligen Untermietern, gut durch die kalte Jahreszeit zu kommen.
Der drastische Umbau ihres natürlichen Lebensraums hat die Wildtiere in die Nähe des Menschen geführt. Als Kulturfolger sind Igel in vielen Gärten willkommene Besucher. Auf dem Speiseplan der ursprünglich zu den „Insektenfressern” gezählten Tiere stehen nämlich Kleintiere wie Laufkäfer, Spinnen oder Regenwürmer und Schnecken, die gern im Gemüsebeet ihr Unwesen treiben. Doch leblose Kiesgärten, penibel gemähte Rasen und versiegelte Flächen schränken auch diesen neuen Lebensraum der Nützlinge zusehends ein und bereiten ihnen Probleme, Nahrung und einen Unterschlupf zu finden.
Quartiere für Igel im naturnahen Garten
Wer den Wildtieren helfen möchte, kann ihnen im Garten igelfreundliche Lebensräume gestalten. Ein Stück blühende Wiese oder ein kleiner Teich werden im Sommer zum „Supermarkt” für Igel, der sie mit Insekten und anderen Tieren versorgt. „Hecken, heimische Gehölze oder Holzstapel bieten den nachtaktiven Tieren sichere Verstecke vor ihren Fressfeinden und Rückzugsräume”, erklärt Fachreferentin Selina Zang vom Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe (ZZF).
In einem naturnahen Garten einen Unterschlupf für Igel einzurichten, macht Gartenbesitzern keine Arbeit: „Lassen Sie Reisig und aufgehäuftes Laub im Herbst einfach liegen.” Selina Zang empfiehlt lediglich, ein paar Holzscheite, abwechselnd längs und quer geschichtet, als Hohlraum unter dem Laubhaufen zu stapeln. Die Igel-Ecken sollten nicht auf freien Flächen, sondern geschützt vor Wind und Wetter unter Büschen, an Mauern oder Wänden angelegt werden. Ideal ist, wenn der Eingang ins Innere einer Hecke oder eines Gebüschs weist. Ein geräumiges, selbst gebautes oder im Zoofachhandel erhältliches Igelhaus, das Igel mit Nistmaterial auspolstern können, sind gute Alternativen, um die Wildtiere zu unterstützen.
Haben Igel eine passende Bleibe gefunden, können rund ums Haus aber noch Gefahren lauern: Kellerschächte oder Pools ohne Abdeckung werden schnell zur tödlichen Falle. Eine steile Treppe kann durch „Zwischenstufen” aus Backsteinen für die Tiere entschärft werden. Wichtig sind auch kleine Durchgänge in benachbarte Gärten.
Fütterung mit Igel- oder Katzenfutter
Während des Winterschlafs können Igel bis zu 30 Prozent ihres Körpergewichts verlieren; im Oktober und November legen sie deshalb mit energiereichen Snacks wie Käfern und Larven reichlich Fettreserven an. Dass Igel, unabhängig von der Jahreszeit, häufig nicht mehr ausreichend Nahrung finden, hängt mit Gründen wie Insektensterben, Klimawandel und der Versiegelung von Flächen zusammen. Besonders magere Tiere oder Jungtiere, die weniger als 500 Gramm wiegen, sollten deshalb gefüttert werden. „Geben Sie ihnen aber keine Nüsse, kein Obst oder Gemüse, denn ihr Magen-Darm-Trakt kann rein pflanzliche Nahrung nicht verwerten. Das früher beliebte Schälchen mit Milch vertragen sie ebenfalls nicht”, rät Fachreferentin Zang.
Neben speziellem Igelfutter aus dem Fachhandel eignet sich Katzenfutter mit hohem Fleischanteil besonders, um die unterernährten Wildtiere aufzupäppeln. Auch ungewürztes Rührei oder naturgebratenes Hackfleisch können die Insekten- bzw. Fleischfresser bekommen. Der beste Zeitpunkt für eine gezielte Fütterung ist abends, spätestens am nächsten Tag sollten eventuell übrig gebliebene Reste entsorgt werden.
Igelstation für kranke oder verletzte Igel
Wenn draußen die Temperatur dauerhaft unter zehn Grad Celsius sinkt, beginnen Igel ihren Winterschlaf. Sollten die Igel mitten im Winter trotzdem durch den Garten laufen, kann das einen einfachen Grund haben: Bei milden Temperaturen wachen sie aus dem Winterschlaf auf, wird es wieder kälter, ziehen sie sich wieder ins Winterquartier zurück.
„Einige kurze Wachphasen sind für gesunde Tiere in der Regel kein Problem, nur geschwächte, kranke oder verletzte Tiere benötigen jetzt Ihre Hilfe.” Fachreferentin Zang, die selbst seit mehreren Jahren in einer Igelstation mitarbeitet, bittet alle Tierfreunde: „Wenn Sie nicht sicher sind, ob ein Igel wirklich Hilfe braucht, fragen Sie igelkundige Tierärzte oder Igelstationen in Ihrer Nähe. Bei den Experten sind kranke oder verletzte Tiere am besten aufgehoben.”