Früh übt sich! Beginnen Sie daher bei Ihrem Welpen die Gewöhnung an die Fellpflege, sobald er sich an Sie und sein neues Zuhause gewöhnt hat. Dies sollte – je nach Hundetyp – nach 1-2 Wochen der Fall sein. Optimal eignet sich dazu die sensible Phase (zwischen der 8. und der 16. Lebenswoche). Zu keinem anderen Zeitpunkt lernt ein Hund so schnell und unbefangen wie in der sensiblen Phase. Wenn noch keines oder kaum Fell vorhanden ist, können Sie davon ausgehen, dass jegliche Gegenwehr nichts damit zu tun hat, dass die Fellpflege unangenehm ist oder ziept. Die Gegenwehr ist Ausdruck von Frust über die „Freiheitsberaubung“. Ein Welpe hat schließlich deutlich Besseres zu tun, als eingeschränkt zu werden und dabei auch noch Ruhe bewahren zu müssen.
Haben Sie einen älteren Hund übernommen, ist es ratsam, mit der Gewöhnung als „Trockenübung“ zu beginnen. Die Gewöhnung an die Fellpflege, die im Übrigen auch perfekt auf einen Tierarztbesuch vorbereitet, kann bei älteren Hunden etwas länger dauern und mehr Wiederholungen benötigen.
Leider wird oft erst mit der Fellpflege begonnen, wenn das Fell zu verfilzen beginnt. Dies ist bei Welpen bei den meisten Rassen ab Eintritt in die Pubertät – bedingt durch die hormonelle Entwicklung – der Fall. Zu diesem Zeitpunkt sollte die Gewöhnung an die Fellpflege längst abgeschlossen sein, denn dann lauern andere Herausforderungen an die Erziehung.
So gewöhnen Sie Ihren Hund an die Fellpflege:
1) Der richtige Zeitpunkt
Der Welpe sollte entspannt sein. Beginnen Sie mit der Pflegeübung eher nach einem Spaziergang als in seinen „lustigen 5 Minuten“. Der Welpe sollte dennoch nicht so müde sein, dass ihn die neue Situation überfordert, weil er nicht mehr aufnahmefähig ist.
2) Die richtige Stimmung
Machen Sie kein großes Aufsehen um die Gewöhnung an die Fellpflege. Wenn Sie in einer ruhigen, entspannten Stimmung sind, kann Ihr Hund die gleiche Stimmung für die Pflege wahrnehmen. Fellpflege ist eine Selbstverständlichkeit. Das muss Ihre Stimmung dem Hund vermitteln. Dies gilt im Übrigen auch für den ersten Termin im Hundesalon. Daher sollten Sie frühzeitig einen „Welpen-Schnupper-Termin“ mit Ihrem Hundefriseur vereinbaren.
3) Ein Ritual schaffen
Immer der gleiche Ablauf gibt dem Hund Sicherheit. Das gilt auch für den Ort. Im Körbchen und, falls erlaubt, auf dem Sofa sollte nicht gekämmt werden. Das Körbchen ist die sichere Zone des Hundes, im dem er nicht gestört wird. Ein Tisch mit rutschfestem Belag (z. B. eine Fußmatte) oder ein anderer erhöhter Ort, wie eine Waschmaschine, bieten sich zu Hause an. Bei mehreren Hunden lohnt sich die Anschaffung eines klappbaren „Ausstellungstisches“. Bereiten Sie den Arbeitsbereich vor, bevor Sie den Hund holen. Sämtliches Werkzeug sollte griffbereit sein.
4) Die richtigen Handgriffe
Setzen Sie den Hund bei entspannter, ruhiger Grundstimmung auf den Tisch. Es ist wichtig, dass er sich überall anfassen lässt. Ohren, Augen, Zähne und Pfoten kontrollieren zu können, sollte selbstverständlich sein, zumal später vielleicht eine Behandlung notwendig sein kann. Achten Sie bei allen Handgriffen auf die Grenzen der Beweglichkeit des Hundes. Jedes Bein darf nur im natürlichen Bewegungsradius angehoben werden. Welpen erscheinen oft beweglicher als sie wirklich sind, da der Bewegungsapparat noch nicht gefestigt ist. Eine Überbeanspruchung der Gelenke muss auch beim Kämmen vermieden werden, um gesundes Wachstum sicherzustellen.
Es kommt häufig vor, dass Hunde sich nicht im Ruten- und Hosenbereich kämmen lassen. Achten Sie darauf, die Rute niemals höher als den Verlauf der Wirbelsäule zu heben. Auf keinen Fall sollten Sie an der Rute festhalten, wenn der Hund sich setzen möchte. Nur Rassen, die die Rute über den Rücken tragen, haben anatomisch die Möglichkeit, diese Bewegung auszuführen. Unterstützen Sie stattdessen mit der zweiten Hand unter dem Bauch, falls der Hund sich entziehen will, während Sie die Rute bürsten. So baut sich keine Spannung auf. Der Hund sollte sich jedes Bein locker anheben lassen. Halten Sie die Übungseinheiten nur so lange ab, wie der Hund entspannt bleibt.
Beenden Sie die Pflege nicht, während der Hund zappelt oder sich sträubt. Er merkt sich das. Geben Sie dem Hund seine Belohnung erst nach Beendigung der Pflegeeinheit, d. h. wenn Sie ihn wieder auf den Fußboden setzen. Wenn Sie ihm ein Leckerli während dem Pflegeprogramm geben, kann es sein, dass der Hund so freudig erregt ist, dass nicht die gewünschte Stimmung erzeugt und die Fellpflege erschwert wird.
5) Gewöhnung an Werkzeuge und deren Geräusche
Alle Geräusche und Werkzeuge, die dem Hund später bei der Fellpflege begegnen, sollten nach der Gewöhnungsphase an die Handgriffe mit in die Übung der Fellpflegeroutine eingebaut werden. Halten Sie dem Hund das Werkzeug hin, sodass er daran schnuppern kann, bevor es langsam an seinen Körper geführt wird. Im Hundesalon beinhaltet diese Übung auch die Gewöhnung an die Geräusche, die u. a. aus der sich bewegenden Schere, dem Föhn, der Schermaschine und der Krallenzange entstehen. Oftmals empfinden Hunde, die sich nicht gerne die Krallen schneiden lassen, das knackende Geräusch beim Abknipsen störender als das Gefühl des Krallenschneidens selbst. Bei Rassen mit viel Haarwuchs im Kopfbereich ist es wichtig, frühzeitig zu üben, dass sich ein Gegenstand den Augen nähert. Anfangs reicht dazu ein kleiner Kamm, der die Augenwinkel „streichelt“.
Wie bei allem, was Sie Ihrem Welpen beibringen wollen, gilt es, die Übungseinheiten kurz zu halten und anschließend für Ruhe zu sorgen. Nur in der Tiefschlafphase wird Gelerntes gefestigt und Stress abgebaut!
Karin Witthohn
Natürlich Hund – Der Hundesalon
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